Themen, Kompetenzen und Karriere im Handwerk – Beispiel Kraftfahrzeug-Gewerbe

Dieser Fachartikel beleuchtet einerseits wichtige Kompetenzen und Themen in handwerklichen Berufen und verdeutlicht diese am Beispiel des Kraftfahrzeug-Gewerbes. Andererseits bietet er einen Überblick über das Prinzip der Ausbildung und der individualisierten Karriere im Handwerk und gibt nützliche Tipps, wie Schülerinnen und Schüler bereits vor einer Ausbildung Erfahrungen in Handwerksbetrieben sammeln und eigene Begabungen, Fähigkeiten und Interessen einschätzen lernen können.

Fachartikel
  • Mathematik / Rechnen & Logik / Physik / Astronomie / Technik / Sache & Technik / Fächerübergreifend / Berufsvorbereitung /Berufsalltag / Arbeitsrecht / Elektrotechnik
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II, Berufliche Bildung

Themen und Kompetenzen im Handwerk

Kfz-Mechatroniker/-innen, Automobilkaufleute , Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-innen – sie alle sind Beispiele einer Branche, die 2020 einen Anteil von 9,5 % am Umsatz der Gesamtwirtschaft in Deutschland ausmachte: der Handwerksbranche (vgl. Statistisches Bundesamt). Dabei bewegen, transformieren und erweitern aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik das Handwerk: Von Digitalisierung und Hightech über Fortschritt, Innovation und Zukunft bis Nachhaltigkeit. Diese Themen betreffen alle Handwerksbereiche – darunter auch den des Kraftfahrzeuggewerbes – und erweitern die Kompetenzanforderungen an (angehende) Handwerkerinnen und Handwerker: Arbeitet man gern indoor oder/und outdoor? Ist man künstlerisch oder/und technisch veranlagt beziehungsweise begeistert? Arbeitet man gern mit Menschen oder/und mit Maschinen? Ist man physisch schwer oder eher weniger belastbar? Arbeitet man gern im Team oder/und allein?

Gerade in der schulischen Berufsorientierung ist die Einschätzung eigener Kompetenz- und Interessensprofile für Schülerinnen und Schüler eine wichtige Ausgangslage, um zu ihnen passende Berufe zu finden.

Berufsorientierung: Kompetenzen und Interessen von Schülerinnen und Schülern für einen Beruf im Kfz-Handwerk

Das Kfz-Gewerbe zum Beispiel bietet sich als mögliche Berufssparte für Schülerinnen und Schüler an, die handwerklich begabt und technikbegeistert sind. Wer sich schon in der Schule für die Fächer Physik, Mathematik und Werken begeistern kann, kann im Kraftfahrzeuggewerbe richtig aufgehoben sein, denn es ist neben handwerklichem Geschick ein gutes technisches Verständnis sowie Begeisterung für Technik, Elektrik und zukunftsträchtige Technologien (Hightech) besonders relevant. Dabei kommt der Kompetenz des analytischen sowie kreativen Denkens besondere Bedeutung zu.

Aber auch Schülerinnen und Schüler, die gerne in den kaufmännischen Bereich gehen möchten, haben im Kfz-Gewerbe sehr gute Möglichkeiten, denn Automobilkaufleute sind Allrounder im Autohaus und unterstützen in allen möglichen Bereichen (zum Beispiel Zuarbeit für Automobilverkäufer, Back-Office, Marketing und Verkaufsaktionen und vieles mehr).

Schülerinnen und Schüler, die sich für eine Karriere im Kfz-Gewerbe interessieren, sollten aber auch eine sorgfältige Arbeitsweise und ein hohes Verantwortungsbewusstsein mitbringen, denn beim Prüfen und Instandsetzen von sicherheitsrelevanten Bauteilen, wie den Bremsen eines Autos, bedarf es an Genauigkeit. Da man sowohl im Team zusammenarbeitet als auch häufig mit Kundinnen und Kunden in Kontakt tritt, ist eine aufgeschlossene Art hilfreich. Diese ist in jeglicher Zusammenarbeit und Kommunikation mit Menschen in diesem Handwerk sowie bei der Planung von Marketingkonzepten und Verkaufsaktionen relevant. Darüber hinaus ist eine Leidenschaft für Autos selbstredend treibend in allen Bereichen des Kfz-Gewerbes. 

Lernende, die sich für diese Ausbildung entscheiden, sollten außerdem einen guten Schulabschluss (Haupt-, Realschulabschluss oder Gymnasium) besitzen.

Die Ausbildung: Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag

Im Handwerk wird dual ausgebildet – so auch im Kfz-Gewerbe, das mit seinen rund 20 % Ausbildungsquote eine der größten Ausbildungsbranchen in Deutschland darstellt. Duale Ausbildung bedeutet: Einerseits wird man im Ausbildungsbetrieb für die handwerksspezifische oder kaufmännische Praxis ausgebildet, zum Beispiel in Autohäusern, Reparatur- oder Servicewerkstätten, bei Automobilherstellern oder Importeuren. Andererseits werden in der Berufsschule die ausbildungsspezifischen theoretischen Grundlagen vermittelt. Die Ausbildung ist vergütet und endet nach drei bis dreieinhalb Jahren mit einer Gesellen- oder Abschlussprüfung. Sie kann aber auch um bis zu zwölf Monate gekürzt werden, wenn ein Abitur oder ein anderer Ausbildungsabschluss vorliegt. Eine Ausbildung in Teilzeit ist möglich und drei bis vier Monate Probezeit gibt es zu Ausbildungsbeginn, in welcher die Ausbildung beidseitig ohne Grundangaben gekündigt werden kann.

Ausbildungen können teilweise durch Schwerpunktsetzungen individualisiert werden. Beispielsweise bedeutet das in der Kraftfahrzeugmechatroniker-Ausbildung (m/w/d), dass die grundlegend vermittelten Fertigkeiten gleichbleiben, wählbare Schwerpunkte wie Personenkraftwagentechnik, Nutzfahrzeugtechnik, Karosserietechnik, Motorradtechnik sowie System- und Hochvolttechnik aber gesetzt werden können. Letztere gewann durch den Anstieg an neuen Elektroautos im Straßenverkehr vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung.

Auch bei dem Ausbildungsberuf Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-in werden zwei Fachrichtungen angeboten: Karosserieinstandhaltungstechnik und Karosserie- und Fahrzeugbautechnik.

Individualisierte Karrierewege im Kfz-Gewerbe 

Die Karriereleiter kann in handwerklichen Berufen individuell gestaltet werden, denn Handwerkerinnen und Handwerker können sich an die rasanten Wandlungsprozesse und veränderten Rahmenbedingungen sowie Interessens- und Kompetenzlagen in Handwerk und Technik anpassen. So gestaltet sich beispielsweise die aktuelle Entwicklung des stetig steigenden Anteils an elektronischen Bauteilen im Pkw rasant. Des Weiteren befindet sich die Elektromobilität auf dem Vormarsch. Für das Kfz-Gewerbe bedeutet das daher: Der Absatz von Elektrofahrzeugen war noch nie so hoch, sodass auch der Bedarf an Reparatur- und Wartungsarbeiten von Elektro- und Hybridfahrzeugen in den nächsten Jahren deutlich wachsen wird – und damit auch das Knowhow im Kfz-Handwerk.

Auch im kaufmännischen Bereich der Branche verändern sich Rahmenbedingungen und Prozesse stetig. Stichwort Digitalisierung. Daher werden auch hier Berufe und Weiterbildungsmöglichkeiten kontinuierlich modernisiert.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, können die beruflichen Qualifikationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Fort- und Weiterbildungen mitwachsen. Das ist beispielsweise in über 500 Bildungszentren möglich – von individualisierten Aus- und Weiterbildungen bis Auslandspraktika und Studium ohne Abitur. Im Kfz-Gewerbe ist es möglich, vielfältige Weiterbildungen zu absolvieren – beispielsweise die Qualifikationen zum/zur Automobilverkäufer/-in oder Kfz-Servicetechniker/-in. Auch über Weiterbildungen hinaus sind weiterführende Qualifizierungen zum Beispiel mittels kaufmännischer oder technischer Bachelor-/Master-Studiengänge oder Qualifizierungen zum/zur Meister/-in Kfz-Techniker-Handwerk oder Betriebswirt/-in im Kfz-Gewerbe möglich.

Erfahrungen sammeln und sich einschätzen lernen

Erfahrungen in Handwerksbereichen, Ausbildungsberufen und -betrieben können Schülerinnen und Schüler in Form eines Schülerinnen- und Schüler-, Ferien- oder Berufspraktikums sammeln. Mögliche Praktikumsstellen können sie auf der Lehrstellenbörse oder über die App Lehrstellenradar finden, für das Kfz-Gewerbe bietet sich der Betriebefinder an. Hilfreiche Checklisten für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Betriebe stellt das Kfz-Gewerbe hier sowie der Zentralverband des Deutschen Handwerks hier zur Verfügung.

Praktika werden stets von Selbst- und Fremdeinschätzungen begleitet, das heißt die Beurteilung der eigenen Stärken, Schwächen und Tätigkeiten erfolgt durch einen selbst sowie durch den Betrieb. Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung können dabei Abhilfe schaffen und auch zur Vorbereitung auf das Praktikum dienen. Nützliche Checklisten zur allgemeinen Selbst- und Fremdeinschätzung während eines Praktikums und danach bieten zum Beispiel die Servicestelle Berufswahlpass und die Handwerkskammer Hannover.

Ebenso können Interessenstest bei der Findung eines passenden Handwerkberufs hilfreich sein, zum Beispiel mithilfe des Berufe-Checker-Bots. Die einzelnen Berufsverbände bieten oft auch eigene Tests an, um den individuell passenden Tätigkeitsbereich im spezifischen Handwerk zu ermitteln.

Fazit

Gerade in Berufsorientierungsphasen in der Schule können Schülerinnen und Schüler eigene Kompetenzen und Interessen zum Beispiel mit Selbsteinschätzungsbögen definieren. Stellen sie Begabungen für analytisches und kreatives Denken fest und sind zudem Fahrzeug-, Technik-, Physik- und Mathematik-begeistert, könnte ihr Berufsweg zum Beispiel in das Kfz-Gewerbe führen. Erste Erfahrungen lassen sich in Betriebspraktika sammeln; wird sich für eine (individualisierbare) Ausbildung entschieden, erfolgt diese in einem Betrieb sowie in der Berufsschule (dual). Durch aktuelle Entwicklungsprozesse in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik entwickeln sich Handwerksberufe stetig mit und ermöglichen dadurch persönliche Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten in wichtigen Themenbereichen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Hightech.

Verwendete Internetadressen

BMBF. "Stärken und Interessen erkunden". BMBF-Praktisch unschlagbar. Online: https://www.praktisch-unschlagbar.de/praktischunschlagbar/de/deine-entscheidung/staerken-und-interessen-erkunden/staerken-und-interessen-erkunden_node.html.

Bundesagentur für Arbeit: "Checklisten für ein erfolgreiches Schülerbetriebspraktikum". https://www.schulewirtschaft.de/wp-content/uploads/2020/11/Checklisten-Schuelerbetriebspraktikum.pdf.

Bundeagentur für Arbeit: "Restaurator/in – Kfz.technikerhw./M. Prof. Restaurierung". Online: https://web.arbeitsagentur.de/berufenet/beruf/133415.

Das Handwerk: "Kraftfahrzeugmechatroniker/-in". Online: https://www.handwerk.de/infos-zur-ausbildung/ausbildungsberufe/berufsprofile/kraftfahrzeugmechatronikerin.

Das Handwerk: "Passenden Ausbildungsberuf finden". Online: https://www.handwerk.de/infos-zur-ausbildung/ausbildungsberufe.

Handwerkskammer: "Weiterbildung". Online: https://www.handwerkskammer.de/artikel/weiterbildung-5620,3,7.html.

Handwerkskammer Aachen: "Praktika Handwerk". Online: https://www.hwk-aachen.de/artikel/praktika-im-handwerk-33,345,270.html.

Fortbildung.net: "Kfz Mechatroniker Weiterbildung". Online: https://www.fortbildung.net/finden/kfz-mechatroniker-weiterbildung#moeglichkeiten.

MeinUnterricht Redaktion. "Selbsteinschätzung der SuS fördern (inkl. Tipps & Unterrichtsmaterialien)". meinUnterricht GmbH. Online: https://www.meinunterricht.de/blog/selbsteinschaetzung-schueler-selbsteinschaetzungsbogen-vorlagen/.

Planet Beruf: "Kraftfahrzeugmechatroniker/in". Online: https://planet-beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/27297.pdf.

Servicestelle Berufswahlpass: "Selbst- und Fremdeinschätzung". Online: https://berufswahlpass-sachsen.de/selbsteinschaetzung-fremdeinschaetzung-verschiedene-anforderungsniveaus/.

#wasmitautos: "Ausbildung". Online: https://www.wasmitautos.com/ausbildung/.

#wasmitautos: "Praktikum". Online: https://www.wasmitautos.com/praktikum/.

#wasmitautos: "Deine Zukunft & Karriere". Online: https://www.wasmitautos.com/zukunft-und-karriere/.

#wasmitautos: "Was muss ich über die Ausbildung wissen?". Online: https://www.wasmitautos.com/ausbildung/ausbildung-finden.

#wasmitautos: "Deine Ausbildung zum Automobilkaufmann (m/w/d)". Online: https://www.wasmitautos.com/ausbildung/automobilkaufmann-frau/.

#wasmitautos: "Deine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker (m/w/d)". Online: https://www.wasmitautos.com/ausbildung/kfz-mechatroniker-in/.

#wasmitautos: "Deine Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker (m/w/d)". Online: https://www.wasmitautos.com/ausbildung/karosserie-und-fahrzeugbaumechaniker-in/.

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Portrait von Maike Schnucklake
Maike Schnucklake

Maike Schnucklake ist promovierte Chemikerin und hat an der Freien Universität Berlin studiert.

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